Song: Erläuterung zur Auswahl der Beispiellieder
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Artist: Markus Heide
Year: 2013Viewed: 2 - Published at: 7 years ago
5. Erläuterung zur Auswahl der Beispiellieder
Um ein möglichst breites und facettenreiches Bild des Rap aufzuzeigen, wurde in der Liedauswahl unter anderem auf einige der im Modell von Koch und Oesterreicher verwendeten Kommunikationsparameter Wert gelegt: Um verschiedenen Graden der Spontaneität zu entsprechen, wurden sowohl vorgefertigte, also im vorhinein fixierte Raplieder, als auch spontan improvisierte, sogenannte Freestyle-Raps in die Auswahl mit einbezogen. Innerhalb der vorgefertigten Lieder wiederum wurde auf eine gewisse Themenbreite sowie geschichtlichen Verlauf Wert gelegt:
- Die Fantastischen Vier (1992): Die Da!?!
Wie beschrieben wurde deutscher Rap mit diesem Lied bekannt und auch kommerziell erfolgreich. In Die Da!?! unterhalten sich die Bandmitglieder Thomas D. und Smudo über ihre jeweilige weibliche Bekanntschaft des Wochenendes; am Ende des Dialogs finden sie heraus, dass sie von derselben Person reden.
- Advanced Chemistry (1992): Fremd im eigenen Land
Mit diesem Message-Rap wurde ebenfalls Pionierarbeit im deutschen Rap geleistet, auch wenn Advanced Chemistry nie den Bekanntheitsgrad von Die Fantastischen Vier erreichen konnte. Dies mag auch an dem im Vergleich zu Die Da!?! für die breite Masse und Mittelschicht weniger populären Inhalt liegen: Torch, Linguist und Toni L., allesamt mit Migrationshintergrund, rappen in Fremd im eigenen Land über Auslanderfeindlichkeit, Fremdenhass und Integrationsprobleme.
- Eins Zwo (1998): Aller Achtung.
Wie schon erwähnt, stammt Eins Zwo aus der „Blütezeit“ des deutschen Rap. Aller Achtung ist dem abstrakten Rap zuzuordnen: Inhaltlich schwer zu beschreiben, handelt es sich um eine Collage aus innerem Monolog, fiktionalem Dialog, Szenenbeschreibungen und Prahlerei, die in komplexen Reimstrukturen vom Hamburger Rapper Dendemann vorgetragen werden.
- Afrob feat. Ferris MC (1998): Reimemonster
Dieses Lied steht stellvertretend für das Genre des Party-Rap: Der Deutsch-Eriträer Afrob und Ferris MC preisen ihre Rapskills, ihre verbalen Fähigkeiten an und demonstrieren dies in teilweise dialogischer Form vor einem fiktiven Publikum.
- Main Concept (2005): Alles in einem
Das jüngste der Beispiellieder ist wiederum dem Message-Rap zuzuordnen. Der Münchner Rapper jugoslawischer Abstammung David P. reflektiert in einem inneren Monolog Gesellschaft, Politik und Medienkonsum, wobei dies sich weitaus weniger explizit als in Fremd im eigenen Land vollzieht, eigene Meinung und Wiedergabe fremder Gedanken, Ernst und Ironie sind an vielen Stellen ohne Kontextwissen nicht leicht voneinander zu trennen.
All diesen vorgefertigten und auf Tonträgern veröffentlichten Liedern ist gemeinsam, dass sie einen relativ hohen Grad an Öffentlichkeit besitzen, d.h. sie können theoretisch von jedermann rezipiert werden. Für die Beispielllieder im Freestyle-Rap gilt dies mit folgender Ausnahme nicht:
- Main Concept (2000): 58 Analysis Pt.1 und 58 Analysis Pt.2.
Der Freestyle-Rap ist eigentlich für die Live-Situation gedacht, Main Concept jedoch setzte die Idee auf CD um; so heißt es im Booklet des Albums: „der planlose plan – ein freestyle-album“ David P. und sein DJ Glammerlicious sowie einige Gastrapper nahmen im Studio mehrere Freestyle-Raps auf und veröffentlichten diese anschließend auf CD und Schallplatte als Album Plan 58. In den beiden oben genannten Liedern trägt David P. verschiedenste, teils irrwitzige Berechnungen zur Zahl 58 vor.
Die beiden übrigen Freestyle-Raps sind dagegen vor Publikum entstanden, tragen also das Kennzeichen der Öffentlichkeit zwar während des Entstehungsprozesses, weniger aber in der anschließenden Distribution.201
- Spax (1998): Freestyle
Dieser Freestyle befindet sich als „hidden track“ nicht gekennzeichnet am Ende des letzten Liedes seines Albums privat (style fetisch) und ist ein Mitschnitt eines Auftritts während einer Veranstaltung des Radiosenders 1Live in Oberhausen.
- MC Rene vs. Spax: Freestyle-Battle
Das genaue Datum dieses Battles konnte nicht ermittelt werden; es handelt sich allerdings um eine Live-Veranstaltung der HipHop-Fernsehsendung Word Cup, die von 1996 bis 1999 auf dem Musiksender Viva lief. Der Hannoveraner Spax und der Braunschweiger MC Rene, zerstrittene ehemalige Rappartner, liefern sich hier einen verbalen Wettkampf um die Gunst des Publikums.
Bei den letztgenannten beiden Beispielen handelt es sich um die einzigen Vorträge, bei denen alle Kommunikationspartner, Künstler und Publikum, in einer face-to-face-Kommunikation zusammenkommen. Die so ermöglichte Dialogizität wird in einem späteren Kapitel erläutert.
Um ein möglichst breites und facettenreiches Bild des Rap aufzuzeigen, wurde in der Liedauswahl unter anderem auf einige der im Modell von Koch und Oesterreicher verwendeten Kommunikationsparameter Wert gelegt: Um verschiedenen Graden der Spontaneität zu entsprechen, wurden sowohl vorgefertigte, also im vorhinein fixierte Raplieder, als auch spontan improvisierte, sogenannte Freestyle-Raps in die Auswahl mit einbezogen. Innerhalb der vorgefertigten Lieder wiederum wurde auf eine gewisse Themenbreite sowie geschichtlichen Verlauf Wert gelegt:
- Die Fantastischen Vier (1992): Die Da!?!
Wie beschrieben wurde deutscher Rap mit diesem Lied bekannt und auch kommerziell erfolgreich. In Die Da!?! unterhalten sich die Bandmitglieder Thomas D. und Smudo über ihre jeweilige weibliche Bekanntschaft des Wochenendes; am Ende des Dialogs finden sie heraus, dass sie von derselben Person reden.
- Advanced Chemistry (1992): Fremd im eigenen Land
Mit diesem Message-Rap wurde ebenfalls Pionierarbeit im deutschen Rap geleistet, auch wenn Advanced Chemistry nie den Bekanntheitsgrad von Die Fantastischen Vier erreichen konnte. Dies mag auch an dem im Vergleich zu Die Da!?! für die breite Masse und Mittelschicht weniger populären Inhalt liegen: Torch, Linguist und Toni L., allesamt mit Migrationshintergrund, rappen in Fremd im eigenen Land über Auslanderfeindlichkeit, Fremdenhass und Integrationsprobleme.
- Eins Zwo (1998): Aller Achtung.
Wie schon erwähnt, stammt Eins Zwo aus der „Blütezeit“ des deutschen Rap. Aller Achtung ist dem abstrakten Rap zuzuordnen: Inhaltlich schwer zu beschreiben, handelt es sich um eine Collage aus innerem Monolog, fiktionalem Dialog, Szenenbeschreibungen und Prahlerei, die in komplexen Reimstrukturen vom Hamburger Rapper Dendemann vorgetragen werden.
- Afrob feat. Ferris MC (1998): Reimemonster
Dieses Lied steht stellvertretend für das Genre des Party-Rap: Der Deutsch-Eriträer Afrob und Ferris MC preisen ihre Rapskills, ihre verbalen Fähigkeiten an und demonstrieren dies in teilweise dialogischer Form vor einem fiktiven Publikum.
- Main Concept (2005): Alles in einem
Das jüngste der Beispiellieder ist wiederum dem Message-Rap zuzuordnen. Der Münchner Rapper jugoslawischer Abstammung David P. reflektiert in einem inneren Monolog Gesellschaft, Politik und Medienkonsum, wobei dies sich weitaus weniger explizit als in Fremd im eigenen Land vollzieht, eigene Meinung und Wiedergabe fremder Gedanken, Ernst und Ironie sind an vielen Stellen ohne Kontextwissen nicht leicht voneinander zu trennen.
All diesen vorgefertigten und auf Tonträgern veröffentlichten Liedern ist gemeinsam, dass sie einen relativ hohen Grad an Öffentlichkeit besitzen, d.h. sie können theoretisch von jedermann rezipiert werden. Für die Beispielllieder im Freestyle-Rap gilt dies mit folgender Ausnahme nicht:
- Main Concept (2000): 58 Analysis Pt.1 und 58 Analysis Pt.2.
Der Freestyle-Rap ist eigentlich für die Live-Situation gedacht, Main Concept jedoch setzte die Idee auf CD um; so heißt es im Booklet des Albums: „der planlose plan – ein freestyle-album“ David P. und sein DJ Glammerlicious sowie einige Gastrapper nahmen im Studio mehrere Freestyle-Raps auf und veröffentlichten diese anschließend auf CD und Schallplatte als Album Plan 58. In den beiden oben genannten Liedern trägt David P. verschiedenste, teils irrwitzige Berechnungen zur Zahl 58 vor.
Die beiden übrigen Freestyle-Raps sind dagegen vor Publikum entstanden, tragen also das Kennzeichen der Öffentlichkeit zwar während des Entstehungsprozesses, weniger aber in der anschließenden Distribution.201
- Spax (1998): Freestyle
Dieser Freestyle befindet sich als „hidden track“ nicht gekennzeichnet am Ende des letzten Liedes seines Albums privat (style fetisch) und ist ein Mitschnitt eines Auftritts während einer Veranstaltung des Radiosenders 1Live in Oberhausen.
- MC Rene vs. Spax: Freestyle-Battle
Das genaue Datum dieses Battles konnte nicht ermittelt werden; es handelt sich allerdings um eine Live-Veranstaltung der HipHop-Fernsehsendung Word Cup, die von 1996 bis 1999 auf dem Musiksender Viva lief. Der Hannoveraner Spax und der Braunschweiger MC Rene, zerstrittene ehemalige Rappartner, liefern sich hier einen verbalen Wettkampf um die Gunst des Publikums.
Bei den letztgenannten beiden Beispielen handelt es sich um die einzigen Vorträge, bei denen alle Kommunikationspartner, Künstler und Publikum, in einer face-to-face-Kommunikation zusammenkommen. Die so ermöglichte Dialogizität wird in einem späteren Kapitel erläutert.
( Markus Heide )
www.ChordsAZ.com
