Song: Frage und Antwort
Year: 2013
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Ich frage mich: Was ist mir noch geblieben
von allem, was das Leben leidlich macht?
kein Freund. Kein Mädchen, willig, mich zu lieben.
Kein Anreiz einer hold verschwärmten Nacht.

Auch nicht der Anschein einer schmalen Habe,
den das Geschick auch Bettlern nicht versagt.
Ja nicht einmal die Lust der Alltagslabe,
das Bißchen, was dem Gaumen noch behagt:

der Trunk, den mir ein Kleinlicher nicht neidet,
ein Schauspiel, zu verzaubern meinen Sinn,
ein Mahl, das mir der Vorwurf nicht verleidet,
der mir nachrechnet, was ich schuldig bin.

Die späten Stunden, die mir günstig waren,
sind mir nun auch zum Werk nicht mehr gewährt:
man mahnt, mit allem Übrigem zu sparen,
der Leichtsinn wurde lang genug genährt!

Und alledem kann ich nicht mehr entrinnen,
es gibt kein Schweifen, keinen Zufluchtsort;
die Möglichkeit, noch einmal zu beginnen,
floß mit der Sintflut dieser Unzeit fort.
War mein Gedicht mir einst zum Trost geschrieben;
nun wiederholt es, was mich trostlos macht.
Von meinem Leben ist mir nichts geblieben
als dieser leere Raum aus Tag und Nacht.

( Max Hermann-Neie )
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