Song: Die Entstehung von HipHop 1/5
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Artist: Markus Heide
Year: 2013Viewed: 35 - Published at: 6 years ago
3. Die Entstehung von HipHop
3.1. Der Mythos
New York City, Anfang der 1960er Jahre: Der neu gebaute Cross-Bronx-Expressway durchschneidet das vormals intakte multikulturelle Stadtviertel Bronx: Diejenigen, die es sich leisten können, ziehen in benachbarte Gegenden um; weniger wohlhabenden afro-amerikanischen und karibischstämmigen ethnischen Minderheiten dagegen bleibt keine Wahl: Sie müssen in ihrem Viertel bleiben. Unbeachtet von den Stadtplanern und der Öffentlichkeit werden die Klischees der Bronx, die verfallenen Wohnhäuser, verlassene Fabrikhallen und brennende Mülltonnen zur Realität. Blutige Bandenkriege, Kriminalität, Drogenhandel und Prostitution beherrschen bald die Straßenzüge.68 Doch aus der Not und sicher auch aus Trotz heraus entwickeln die Bewohner einen gewissen Stolz auf ihre Bronx und erschaffen sich eine eigene (Über-)Lebenskultur:
"The new ethnic groups who made the South Bronx their home in the 1970s, while facing social isolation, economic fragility, truncated communication media, and shrinking social service organizations, began building their own cultural networks, which would prove to be resilient and responsive in the age of high technology. North American blacks, Jamaicans, Puerto Ricans, and other Caribbean people with roots in other postcolonial contexts reshaped their cultural identities and expressions in a hostile, technologically sophisticated, multiethnic, urban terrain."69
HipHop war ihre Antwort und hatte der Bronx den dringend nötigen Umbruch gebracht, die Wende, den Break; in musikalischer wie in sozialer Hinsicht:70 Die teuren New Yorker Clubs mit ihrer Disco-Musik wollte und konnte man sich nicht leisten; und so feierte man abends unter einfachsten Bedingungen auf öffentlichen Plätzen, in Turnhallen und Innenhöfen, auf den sogenannten Block-Parties, wie sie in den 1970er Jahren typisch für die Bronx waren. Der Strom für das mobile Soundsystem, üblicherweise bestehend aus zwei Plattenspielern, Mischpult, Verstärker und Boxen, wurde dabei meist illegal von Stromleitungen und Laternen abgezapft.71
Ein Break bezeichnet in der Musik einen instrumentellen, klanglichen und/oder rhythmischen Wechsel innerhalb eines Liedes. Beim afro-amerikanischen Soul und Funk der 1960er und 70er Jahre von James Brown, The Blazers u.a. bestanden diese Passagen meist aus der perkussiven Grundstruktur ohne Gesang und Melodie.72
Der jamaikanisch-stämmige DJ Kool Herc machte sich genau diese Breaks zu eigen: Wurden in den Discos und Clubs bislang zwei Plattenspieler benutzt, um verschiedene Lieder möglichst unterbrechungsfrei ineinander übergehen zu lassen, nutzte der „Father of HipHop“73 die Plattenspieler nicht nur als bloße Abspielgeräte: Auf einem Plattenspieler spielte er einen Break ab; währenddessen drehte er auf dem zweiten Plattenteller die identische Schallplatte zum gleichen Ausgangspunkt des Breaks zurück; sobald der Break vom ersten Plattenspieler endete, stellte er am Mischpult das Ausgangssignal auf den zweiten Plattenspieler, von dem er gerade den gleichen Break wieder starten ließ. Ergebnis war ein durchgehender rhythmisch-perkussiver Beat,74 der sogenannte Breakbeat. Die Breaks waren die tanzbare Essenz eines Liedes schlechthin und wurden nun herausgelöst und quasi endlos aneinandergereiht oder, wie Toop umschreibt: „Der Breakbeat nahm einfach nur die Kirsche von der Torte, aß sie und schmiss den Rest weg.“75
Zu diesen DJ-Parties formierten sich neben Graffiti-Künstlern nun auch Tänzer und MCs, die zur Musik reimten. Rivalisierende Gangs wurden zu Crews, die ihre Feindschaften und Hierarchien nicht mehr in blutigen Straßenkämpfen klärten, sondern in den vier Elementen des HipHop austrugen: „Aus kriminellem wurde kultureller Aktionismus.“76 Diese symbolische Umdeutung von Gewalt zu künstlerischem Wettbewerb war zu einem großen Teil dem DJ Afrika Bambataa zu verdanken, der 1973 die Zulu Nation gründete, welche aus der Schwarzenbewegung der 1960er und 70er Jahre hervorging. Dieser Zusammenschluss von aktiven HipHoppern war es auch, der die vier Elemente DJing, MCing, Breakdance und Graffiti 1974 erstmals unter dem Begriff HipHop77 vereinigte und diese Subkultur mit dem Gedanken des friedlichen Zusammenlebens verband.78
HipHop ist kein Musikstil
sondern Sprechgesang nur ein Teil der Kultur
B-Boying nur ein Teil der Kultur
Graffiti nur ein Teil der Kultur
Cora E. (1994): Nur ein Teil der Kultur
3.1. Der Mythos
New York City, Anfang der 1960er Jahre: Der neu gebaute Cross-Bronx-Expressway durchschneidet das vormals intakte multikulturelle Stadtviertel Bronx: Diejenigen, die es sich leisten können, ziehen in benachbarte Gegenden um; weniger wohlhabenden afro-amerikanischen und karibischstämmigen ethnischen Minderheiten dagegen bleibt keine Wahl: Sie müssen in ihrem Viertel bleiben. Unbeachtet von den Stadtplanern und der Öffentlichkeit werden die Klischees der Bronx, die verfallenen Wohnhäuser, verlassene Fabrikhallen und brennende Mülltonnen zur Realität. Blutige Bandenkriege, Kriminalität, Drogenhandel und Prostitution beherrschen bald die Straßenzüge.68 Doch aus der Not und sicher auch aus Trotz heraus entwickeln die Bewohner einen gewissen Stolz auf ihre Bronx und erschaffen sich eine eigene (Über-)Lebenskultur:
"The new ethnic groups who made the South Bronx their home in the 1970s, while facing social isolation, economic fragility, truncated communication media, and shrinking social service organizations, began building their own cultural networks, which would prove to be resilient and responsive in the age of high technology. North American blacks, Jamaicans, Puerto Ricans, and other Caribbean people with roots in other postcolonial contexts reshaped their cultural identities and expressions in a hostile, technologically sophisticated, multiethnic, urban terrain."69
HipHop war ihre Antwort und hatte der Bronx den dringend nötigen Umbruch gebracht, die Wende, den Break; in musikalischer wie in sozialer Hinsicht:70 Die teuren New Yorker Clubs mit ihrer Disco-Musik wollte und konnte man sich nicht leisten; und so feierte man abends unter einfachsten Bedingungen auf öffentlichen Plätzen, in Turnhallen und Innenhöfen, auf den sogenannten Block-Parties, wie sie in den 1970er Jahren typisch für die Bronx waren. Der Strom für das mobile Soundsystem, üblicherweise bestehend aus zwei Plattenspielern, Mischpult, Verstärker und Boxen, wurde dabei meist illegal von Stromleitungen und Laternen abgezapft.71
Ein Break bezeichnet in der Musik einen instrumentellen, klanglichen und/oder rhythmischen Wechsel innerhalb eines Liedes. Beim afro-amerikanischen Soul und Funk der 1960er und 70er Jahre von James Brown, The Blazers u.a. bestanden diese Passagen meist aus der perkussiven Grundstruktur ohne Gesang und Melodie.72
Der jamaikanisch-stämmige DJ Kool Herc machte sich genau diese Breaks zu eigen: Wurden in den Discos und Clubs bislang zwei Plattenspieler benutzt, um verschiedene Lieder möglichst unterbrechungsfrei ineinander übergehen zu lassen, nutzte der „Father of HipHop“73 die Plattenspieler nicht nur als bloße Abspielgeräte: Auf einem Plattenspieler spielte er einen Break ab; währenddessen drehte er auf dem zweiten Plattenteller die identische Schallplatte zum gleichen Ausgangspunkt des Breaks zurück; sobald der Break vom ersten Plattenspieler endete, stellte er am Mischpult das Ausgangssignal auf den zweiten Plattenspieler, von dem er gerade den gleichen Break wieder starten ließ. Ergebnis war ein durchgehender rhythmisch-perkussiver Beat,74 der sogenannte Breakbeat. Die Breaks waren die tanzbare Essenz eines Liedes schlechthin und wurden nun herausgelöst und quasi endlos aneinandergereiht oder, wie Toop umschreibt: „Der Breakbeat nahm einfach nur die Kirsche von der Torte, aß sie und schmiss den Rest weg.“75
Zu diesen DJ-Parties formierten sich neben Graffiti-Künstlern nun auch Tänzer und MCs, die zur Musik reimten. Rivalisierende Gangs wurden zu Crews, die ihre Feindschaften und Hierarchien nicht mehr in blutigen Straßenkämpfen klärten, sondern in den vier Elementen des HipHop austrugen: „Aus kriminellem wurde kultureller Aktionismus.“76 Diese symbolische Umdeutung von Gewalt zu künstlerischem Wettbewerb war zu einem großen Teil dem DJ Afrika Bambataa zu verdanken, der 1973 die Zulu Nation gründete, welche aus der Schwarzenbewegung der 1960er und 70er Jahre hervorging. Dieser Zusammenschluss von aktiven HipHoppern war es auch, der die vier Elemente DJing, MCing, Breakdance und Graffiti 1974 erstmals unter dem Begriff HipHop77 vereinigte und diese Subkultur mit dem Gedanken des friedlichen Zusammenlebens verband.78
HipHop ist kein Musikstil
sondern Sprechgesang nur ein Teil der Kultur
B-Boying nur ein Teil der Kultur
Graffiti nur ein Teil der Kultur
Cora E. (1994): Nur ein Teil der Kultur
( Markus Heide )
www.ChordsAZ.com