Song: Er gedänckt seiner Lieben
Artist:  Arno Holz
Year: 2013
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Er gedänckt seiner Lieben
und daß sie ihme alle
gestorben sind.

Ode Jambica.

Vergänglichkeit! In deinen irren Garten
verlihrt sich ümmer tieffer mir mein Fuhß /
lengst starb des lezzten Fehder-Singers Gruhß /
der Eppich traumt auß duncklen Mauer-Scharten.
                 Das sonst so zahrte Graß
                hängkt schwehr und Tropffen-naß /
grün-fahle Creutze mohdern weit und breit –
                        Vergänglichkeit!

Vergänglichkeit! Wölbt sich im Lentz die Linde
noch ümmer über meines Vatters Tach?
Durch Schaum-Kraut klukkerte der kleine Bach /
ich schnizzte Schiffgens mir auß Knüppel-Rinde.
                Do schry mir rächt ins Hertz
                der Gukguk seine Tertz.
Ich horchte zu; das war die Göldne Zeit –
                        Vergänglichkeit!
Vergänglichkeit! Wo blieb die süsse Stunde /
do ich mit Fillis unter Bluhmen saß?
do ich zuerst der ersten Lust genaß?
Ich hingk verzukkt an ihrem rohten Munde!
                Ihr Hahr / gantz auff-gerollt /
                war wie auß Serafs-Gold /
weiß wie auß Lämmer-Wölckgen war ihr Kleid –
                        Vergänglichkeit!

Vergänglichkeit! Wie kreisste froh der Becher
in drauter Brüder Wein-ümblaubtem Rund?
Do schien das Leben mir noch Eins so bundt /
Printz Bachus hieß der ädle Sorgen-Brecher!
                Hier Schellendaus! Ma vie!
                Kriescht alle Gikkrikri!
Wer weiß / schon morgen ligen wir gemeyt –
                        Vergänglichkeit!

Vergänglichkeit! Ich sehe noch das Stübgen /
die Lampe brännt / ans Fenster stürmt der Nord /
du spihlst mir für auff unsrem Clavichord /
im Traum noch lallt und lächelt unser Bübgen.
                Itzt lehnstu dich zurükk /
                so sah mich an das Glükk!
Im Ofen knallte lustig Scheit ümb Scheit –
                        Vergänglichkeit!
Vergänglichkeit! Ein Grauen sonder Gleichen
durchgrieselt mich; so war ich nie allein.
Die Welt ist nichts alß Schatten-Werck und Schein /
der Grund / drauff däm ich dantzte / gährt von Leichen!
                Sie ligen hin-gesträkkt /
                kaum / daß der Sand sie däkkt /
ihr Abseyn sälber predigt stumm mein Leid –
                        Vergänglichkeit!

Vergänglichkeit! Du scheussliches Gerippe /
für dem noch jeder schaudrend sich entsezzt /
du hast mir alle Mitleids-lohß gemezzt /
von ihrem Mord-Bluht dräuffelt deine Hippe.
                Nun schafft mir nur noch Grauß /
                mein Leib / dihß Erden-Hauß.
Häu zu! Zermattsch auch mich / ich bün bereit –
                        Vergänglichkeit!

( Arno Holz )
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